Nachdem die Idee zu einem Hüttenwochenende bereits Anfang 2016 herangewachsen war, begann ich in der Programmvorbereitung für das Sommersemester 2016 mit der Kontaktaufnahme zu u. lb. Ah Bodo Stumpf. Zu diesem Zeitpunkt baute Bodo eine kleine Waldhütte, in die er uns einlud, um gemeinsam einige urige Stunden zu verbringen. Leider wurden die Baumaßnahmen während des laufenden Semesters abgebrochen, und so musste Bodo seine Einladung zähneknirschend zurücknehmen. Nicht ohne jedoch, ganz unser Bodo eben, eine nicht unerhebliche Finanzspritze für unseren geplanten Ausflug an mich zu überreichen. Es kostete mich unzählige Absprachen, Umfragen, Anrufe und Recherchen am Rechner, um schlussendlich mögliche Termine und Ausflugsziele auszuloten. Selbstverständlich wurde all diese Vorarbeit über den Haufen geworfen, als mir die Idee kam, das Hüttenwochenende erst im Wintersemester abzuhalten, um so eine Gelegenheit zum Kennenlernen unserer neuen Hausbewohner zu schaffen. Und so legten wir den Termin in der Programmvorbereitung auf das erste Novemberwochenende vom 04.11.16 bis 06.11.16.
Es meldeten sich Philipp W., Christoph L., Heiko S., Kai B., Elias Z., Tim M., Jonathan M. und ich zur Hüttengaudi an.
So viel zum Ziel der Inklusion unserer neuen Hausbewohner.
Das Ziel unserer Reise: die Burgl-Hütte im Bregenzerwald, einen Steinwurf von Balderschwang entfernt auf etwa 1400 m ü. NN. Letztendlich war meine Wahl auf diese Hütte gefallen, da ich einerseits bewusst nach sehr abgelegenen Hütten gesucht hatte, andererseits jedoch auch unsere späte Anreise andernorts hätte ein Problem werden können. Zudem sind die meisten Alpen und Berghütten im November geschlossen, um sich auf den Ansturm der Skisaison vorzubereiten. Vorteilhafterweise kann man relativ nah mit dem Auto an die Burgl-Hütte gelangen, vom Parkplatz führt ein *klitzekleiner* Spaziergang hinauf. Ich meldete die Truppe also für Freitagabend zum Kässpatzen-Essen auf der Hütte beim Wirt Gerhard an, der bereits am Telefon sehr aufgeschlossen und gastfreundlich wirkte. Auch warnte ich ihn bereits, dass wir frühestens gegen 21 Uhr vor Ort sein könnten aufgrund unseres furchtbar arbeitsamen Lebensstils. „Kein Problem!“ ließ er sofort verlauten und bot sogar an, unser Gepäck vom Parkplatz per Gelände-Quad abzuholen. Diesen kostenpflichtigen Service lehnte ich ab mit dem Hintergedanken, kein Mensch würde für zwei Tage mehr Gepäck benötigen, als er tragen kann.
Also trafen sich Elias, Tim, Philipp und ich am Nachmittag des 04. November am Hauptbahnhof, um den Zug nach Memmingen zu nehmen. Von dort an würden wir das Auto meiner Eltern für den Weg nach Balderschwang bereitgestellt bekommen. Nach ausgiebiger Begutachtung von Elias‘ ausladendem Reisekoffer fragten wir uns also nur noch Eines: Wo ist Tim?
Abgekämpft, jedoch mit einem vollen Kasten Bier in Händen erreichte uns noch rechtzeitig zur Abfahrt ein euphorischer Tim; Die Fahrt war gerettet!
Christoph, Heiko, Jonathan und Kai hingegen fuhren ab Stuttgart mit dem Auto, jedoch erst deutlich später. Den Verlauf der Fahrt kann ich nur aus meiner Sicht schildern, jedenfalls hatte unser Bierkasten keineswegs eine leichte Zeit. Diverse Verspätungen später angekommen in Memmingen, suchten wir uns einen Supermarkt zum Erwerb von ausreichend Brotzeit für das Wochenende. Tim entschied, das Einkaufen uns zu überlassen und währenddessen auf das Bier aufzupassen. Bei unserer Wiederkehr trafen wir im Auto einen… gut gelaunten? Tim an. Er hatte dafür gesorgt, dass wir nun unser Leergut direkt an Ort und Stelle zurückgeben konnten.
Danke, Merkel!

Nach einer langgezogenen Autofahrt mit Kneipatmosphäre fanden wir uns im Niemandsland hinter Balderschwang wieder. Es war bereits nach 21 Uhr geworden. Die Telefonische Kontaktaufnahme mit dem Bravo-Team ließ vermuten, dass die Kässpatzen wohl noch auf uns bzw. sie warten müssten. Nichtsdestotrotz schnürten wir unsere Wanderschuhe (bzw. nahmen den Schuhkarton mit den neu gekauften Wanderschuhen in die Hand) und machten uns auf den Weg zur Hütte. Wirt Gerhard hatte uns die Länge des Fußmarschs als etwa eine Stunde angegeben. Doch unvorhersehbar einsetzende Bierauswirkungen sowie ein Reisekoffer, der sich auf Feldwegen als schwierig zu ziehen herausstellte, zwangen unseren Treck zu häufigen Pausen. Etwa auf der Hälfte des Weges boten uns zwei freundliche Gesellen, die mit ihrem Geländefahrzeug ebenfalls die Hütte ansteuern wollten, einen Gepäcktransport an. Erleichtert über das Angebot luden wir ihr Auto randvoll und beneideten sie ein wenig um ihren komfortablen Aufstieg.
Nur wenige Kurven vor der Hütte erschallte ein lautes näherkommendes Brummen: Scheinbar hatte Gerhard nach ewigen Verzögerungen die Schnauze voll gehabt und eine der beiden Herrschaften mit seinem Geländefahrzeug geschickt, um uns den Rest des Weges zu verkürzen.
Und so kamen wir mit rund anderthalb Stunden Verspätung endlich auf der urigen Hütte an und unser Wirt begrüßte uns im Schwummerlicht der Öllampen. Ganz recht: die Burgl-Hütte verfügt weder über Strom noch den Komfort warmen Wassers.

Nach nur rund 20 Minuten und dem ersten Weißbier spazierte bereits unsere zweite Gefolgschaft zur Tür herein und brachte ähnlichen Hunger mit wie wir. Deshalb schickte sich Gerhard alsbald an, die mit Stirnlampe zubereiteten Kässpatzen zuhauf zu servieren. Die urige Atmosphäre verbreitete allgemeine Zufriedenheit: Flackernde Ölkerzen, eine Deckenhöhe unter 2 Meter, zweckmäßige Holzmöbel und die besten Kässpatzen oberhalb von 1400 m ü.NN. Natürlich hatten wir auch Liederbücher eingepackt. Und so saßen wir an jenem Abend beisammen und verlangten unserem Wirt an der Gitarre alles ab, während wir uns die Kehlen wund sangen und sie im Anschluss mit reichlich Hopfentee kurierten.

Unser Schlafgemach stellte sich erwartungsgemäß als besseres Matratzenlager heraus und in dieser kalten Novembernacht herrschten raue Temperaturen. Umso fröhlicher waren alle, als sie am nächsten Morgen nach der erfrischenden Quellwasserwaschung wieder in der beheizten Stube saßen. Bundesbruder Brehe zur Freude gab es auch frisch gebrühten Kaffee, was die Brandenburger Morgenlaune um ein Vielfaches hob. Wir befragten Gerhard beim ausgiebigen Frühstück nach interessanten Wanderrouten und er half uns mit Wanderkarten aus. Bald darauf starteten wir also mit viel Proviant ausgestattet zur Tageswanderung. Bereits nach einer Viertelstunde hatten wir uns das erste Mal verlaufen und mussten den Verlust von Bundesbruder Heiko beklagen, der sich lieber noch einmal zum Matratzenhorchdienst (über- und) begeben wollte. Doch schon bald war der erste Gipfel erreicht und ein Eintrag im Gipfelbuch verfasst.
Die anderen führte der Weg noch deutlich weiter, doch ich musste mich leider verabschieden, um noch einen Termin in der Heimat wahrnehmen zu können. Daher kann ich über den Rest des großen Rh-N! -Wandertages nicht viel sagen und lasse Bilder für sich sprechen. Fest steht, dass die restlichen Bundesbrüder auch weiterhin nicht jede navigatorische Herausforderung zu bewältigen vermochten.
Nach einem anstrengenden Tag kamen alle wohlbehalten zur Hütte zurück und gaben sich auch am zweiten Abend dem Hüttenzauber hin.

In der nächsten Früh dann die große Überraschung: über Nacht hatte es mehrere Zentimeter Schnee vom Himmel geworfen, was leider größere Wanderungen deutlich erschweren sollte. Lediglich unsere mutigen Wanderer Christoph und Johnny machten sich auf zu einer kleineren Runde durch den Schnee. Nachmittags war die Zeit für die Heimreise gekommen und ich sollte Elias, Philipp und Tim wieder am Parkplatz abholen. Anfangs sah es um diesen Plan auch gut aus, doch nur hunderte Meter vor dem Parkplatz fuhr mein Vater in ein schneebedecktes Schlagloch, was unser Auto uns übelnahm: Prompt ließ sich das Getriebe nicht mehr einkuppeln und wir waren auf dem Berg gefangen.

Die abzuholenden Bundesbrüder zeigten sich erwartungsgemäß eher verhalten begeistert, als sie erfuhren, dass wir rund anderthalb Stunden auf den ADAC warten müssen würden. Also verdingten wir uns bei einer Brotzeit in der Kälte und Philipp entdeckte das Schnitzen für sich. Zur Abholung wurde dann noch meine Mutter eingeschaltet, da nicht alle Passagiere beim ADAC hätten mitgenommen werden können. Geistesgegenwärtig vermochte mein Vater nach einiger Zeit, den Schaden am Auto provisorisch zu beheben und wir konnten, die Schlaglöcher vorsichtig umfahrend, endlich den Nachhauseweg antreten. Meine Mutter kam uns schon bald entgegen und wir wurden nach Memmingen verfrachtet, um wieder mit dem Zug nach Stuttgart zu gelangen. Aufgekratzt von den Strapazen des Wochenendes nutzten wir die Zugfahrt für ausgiebige Nickerchen und verkürzten so die Fahrzeit. Schlussendlich kamen wir wohlbehalten in Stuttgart an und fielen glücklich und eine schöne gemeinsame Erfahrung reicher in unsere (warmen!) Betten.

Ein Bericht von Matthias Wilke.
Besonderer Dank gilt Bb Bodo Stumpf für die großzügige Spende, die uns das Hüttenwochenende erst ermöglichte.