Dort Saaleck, hier die Rudelsburg – auf diese Textzeile des berühmten Studentenliedes freuen Tim und ich, Zottel, uns schon seit unserer Anmeldung zum Rudelsburgwochenende einen Monat zuvor.

Da ist das Ding

Die Zugfahrt ins entfernte Sachsen-Anhalt dauert seine Zeit, doch entschuldigt die Fahrt durchs Saaletal sämtliche Strapazen und Umstiege. Unser Zielbahnhof: Bad Kösen – ein direkt unter dem Burgmassiv liegender Kurort, welcher seine besten Zeiten jedoch schon hinter sich hat. Mittels einer von Hand betriebenen Bootsfähre überqueren wir das ruhige Bett der Saale. Unser Weg führt uns vorbei an idyllischen Sumpfwäldern, heruntergekommenen DDR-Abgrenzzäunen, geschlossenen Wasserquellen stetig hinauf zu unserer Unterkunft. Kein Taxi zu rufen, sondern alle 4 km samt Gepäck und vollbeladenen Chargenwixtrolley über schotterigen und unebenen Boden zu laufen, war rückblickend betrachtet nicht unsere beste Idee. Pünktlich zum Abendessen erreichten wir das sogenannte „Rittersgut“ in Kreipitzsch. Unser Zimmer gibt uns einen Erste-Reihe-Blick auf eine wunderschöne Landschaftsbühne. Aus einem dichten, sattgrünen Meer aus Bäumen erheben sich die massiven Formen der Rudelsburg und Saaleck. In 20 Minuten Fußmarsch erreicht man die Pforten der Rudelsburg, in nur 10 Minuten mehr die der Saaleck. Eine rustikale Steinbrücke führt in den Innenhof der Burg und weiter auf den 50 Meter hohen Turm. Die im 30-Jährigen Krieg zerstörte Anlage diente bis dato als Sicherungsanlage des römischen Handelsweg durch das Saaletal. Doch auch als Ruine besitzt sie bis heute einen deutschlandweit bekannten Charme, der zahlreiche Touristen und Tagesbesucher anlockt. Auch auf viele Corpsstudenten- und AhAh treffen wir an diesen Tagen, was aber nicht weiter verwunderlich ist, da die Burg samt Kurort speziell für Kösener Corpsstudenten einen verbandshistorischen Treffpunkt bietet. Hier oben auf dem Burgturm ist Zeit zum Entspannen. Vor uns präsentiert sich ein kristallklarer Sonnenuntergang, dessen warmes Licht in unseren gefüllten Biergemäßen reflektiert wird. Kein Autolärm, kein Geschrei ist zu hören. Die einzigen Geräusche, die wir vernehmen, sind der kühle Wind und ein gelegentlich unten im Burghof erklingendes „Bierjunge“. Bier gibt es an diesem Abend zu Genüge. Im feierlichen Festsaal der Burg nehmen geschätzte 60 Personen an zwei Zapfen Platz.

Tim und Zottel mit dem Präsidium des Rudelsburgkommers eines sehr verehrlichen
K.St.V Abraxas-Rheinpreussen zu Dresden

Der K.St.V Abraxas-Rheinpreussen zu Dresden schlägt seinen 10. Rudelsburgkommers. Im Beisein der letzten Sonnenstrahlen beginnt ein wahrhaft denkwürdiges Spektaktel. Die kräftigen Stimmen der Festcorona und Rheno-Nicaren erhallen die Mauern des Gebäudes. Allein für den so herbei ersehnten Rudelsburg-Cantus hat sich die Reise hierher mehr als nur gelohnt. Gänsehaut und Glücksgefühle sind die Krönung eines nicht nur vom Wetter her perfekten Wochenendes. An den Kommers anschließend führt ein Fackelzug hinunter nach Bad Kösen, an welchem wir aber aufgrund der sehr tiefen Temperaturen nicht mehr teilnehmen.

Das Seminar, welches ebenfalls an dem Wochenende stattfand, beschäftigte sich mit dem KV zu Zeiten der Weimacher Republik. Außerdem wurde in dem Seminar weites gehenden geklärt, welche Position der KV zu Zeiten der Weimacher Republik und zu Zeiten der Machtübernahme durch die NSDAP einnahm. Hier ist zu bemerken, dass es zwar keinen konzentrierten Widerstand des KV gegen den Nationalsozialismus gab, es aber Widerstandskämpfer, zu nennen ist an dieser Stelle besonders Kb Josef Wimer, aus den Reiehn des KV gegeben hat. Einen sehr gut geschriebenen Bericht zum Inhalt des Seminars ist in der Juli / August Ausgabe des Akademischen Monatblattes auf Seite 180 ff. zu finden.

Persönlich kann ich sagen, dass das Seminar sehr interessant war, jedoch auch sehr fordernd. Es wurde auf höchstem Niveau diskutiert und debattiert, sodass ich als Hobbyhistoriker in mitten der Berufshistoriker und Koryphäen doch meistens nur schwer folgen konnte. Aber natürlich ist es schwer, bei einem so unterschiedlichen Publikum die goldene Mitte zu finden. Das Seminar im Ganzen war super organisiert, die Gespräche mit den KbKb auch neben dem Seminar waren sehr unterhaltsam, die Unterkunft mit Blick auf die Rudelsburg bei sonnigem Wetter war ein Traum.

 Unser Wochenende schließt mit einem letzten Blick über das weite saftige Saale-Tal. Wir würden gerne für immer hier oben bleiben. Aber genauso gerne hätten wir auch gerne für immer ein gekühltes Bier oder einen für immer bleibenden Sonnenuntergang – klar, utopisch. Was uns bleibt sind aber Erinnerung und die Gewissheit, diesen Ort gerne wieder zu besuchen und seine Magie aufs Neue zu erleben.